Der Ort
Die erste urkundliche Erwähnung einer Kirche in Karres ist uns erst aus dem 15. Jahrhundert erhalten. Im Jahre 1447 vermacht Thomas Singer aus Tumpen dem St.-Stephanus-Gotteshaus in Karres eine Zinsgülte aus dem Pfeifergut in Imst. Damals war Heinrich Zapf Kirchenpropst in Karres. Pfarrlich gehörte unsere Gemeinde zur Urpfarre Imst, welche in das 8. Jahrhundert zurückreicht. Der Weg zur Entwicklung einer selbständigen Pfarrei im Jahre 1891 ist gekennzeichnet durch die Errichtung einer Kaplanei (1534) und die Begründung einer eigenen Kuratie im Jahre 1664.
Obwohl Karrösten kirchlich durch Jahrhunderte dem Kuraten von Karres unterstand, läßt sich für Karrösten schon im Jahre 1409 eine Kirchweihe nachweisen, für Karres hingegen erst im Jahre 1493. Am 24. April erfolgte die feierliche Einweihung unserer Kirche durch den Brixner General-Suffragan Konrad. Mehrere Mess-Stiftungen aus den Jahren 1498, 1499 und 1502 sind uns überliefert, doch scheinen diese nicht ausgereicht zu haben, um einen eigenen Priester zu erhalten. Noch im Jahre 1523 genehmigt der Pfarrer von Imst Georg Erb, eine Spendenaktion für die Karrer Kirche, da diese noch immer nicht ganz vollendet war und es an Ornaten und anderen Kultgegenständen fehlte.
Entgegen anderen Überlieferungen scheint Karres erst 1534 einen eigenen Kaplan erhalten zu haben, wie wir der Diözesanbeschreibung Rapps entnehmen. Anlässlich einer Visitation durch den Imster Pfarrer ist uns für das Jahr 1570 ein Herr Jacobus als Kaplan von Karres überliefert. Über ihn wurde vermerkt, dass er nicht konfirmiert war und in einem armseligen Widum hause.
Weitere Priester, die an der St.-Stephanus-Kirche im 16. Jahrhundert tätig waren, sind ein Mönch Johannes Pomhauer, Caspar Troyer und Gabriel Trenkwalder. Sie führten, wie damals recht häufig, einen nicht gerade gottgefälligen Lebenswandel. Der Kaplan bzw. Kurat von Karres hatte auch die Seelsorge in Roppen und Karrösten zu besorgen und die dortigen Mess-Stiftungen zu erfüllen. In diesen beiden Filialkirchen war im Jahre 1602 laut Visitationsbericht noch kein Allerheiligstes aufbewahrt. Die Kirche in Karres hingegen hatte ein Sanktissimum, doch brannte davor kein ewiges Licht. Kurat Trenkwalder führte damals bereits ein Buch für die Getauften, Getrauten und Verstorbenen. Seit dieser Zeit scheinen die kanonischen Bücher geführt worden zu sein, allerdings sind uns die Matriken erst seit 1645 erhalten.
Die allmähliche Entwicklung zur Kuratie dürfte also schon um 1600 eingesetzt haben, wie uns die Bezeichnung "Kurator" verrät. Die formelle Erhebung zur Kuratie Karres scheint im Jahre 1664 erfolgt zu sein. Der damalige Kaplan bzw. Kurat Martin Perchtoldt wirkte von 1659 bis 1685. 1744 schied Roppen als eigene Kuratie aus und 1909 wurde auch Karrösten zur Expositur erhoben. Im Jahre 1805 stiftete Karres unter dem Kuraten Georg Neurauter eine Hilfspriesterstelle, wobei der Hauptstifter Martin Winkler 3.000 Gulden stiftete.
Unser Kirchenbau, der im Kunstführer als charakteristisches Werk nordtirolischer Spätgotik hervorgehoben wird, fällt durch seinen hohen Turm mit dem ungewöhnlich schlanken Helm schon von weitem auf. Bekannt ist der Turmbaustreit aus dem Jahre 1596 mit den Karröstern. Da alle pfarrlichen Rechte bei Karres lagen, wurden die Karrösten durch Gerichtsbeschluss dazu verhalten, auch zum Kirchturmbau beizutragen und künftig bei allen Baukosten den fünften Teil zu tragen. 1736 wurde das Innere barockisiert, doch sind die spitzbogigen Stichkappen, der gotische Choreingang und die gotischen Wanddienste erhalten geblieben. Bemerkenswert ist die reiche Frührokoko-Stukkatur, sowie die guten Deckenbilder von Josef Jais aus Imst (1736). Bekannt ist der Hochaltar von Franz Xaver Renn (1843) mit Statuen der hl. Katharina und der hl. Barbara aus dem frühen 18. Jahrhundert. Die barocken Seitenaltäre stammen aus Haiming von der Künstlerhand Andreas Kölles; ebenso die spätbarocke Michaelsstatue auf der Kanzel.